Gesamtstruktur des V-Modells

Das V-Modell regelt "Wer" "Wann" "Was" in einem Projekt zu tun hat. Abbildung 2 vermittelt einen Überblick über die Gesamtstruktur des V-Modells. Das V-Modell ist in vielen verschiedenen Projektkonstellationen anwendbar, wobei jedoch nicht alle V-Modell-Projekte nach dem gleichen Schema ablaufen. Abhängig von einigen charakteristischen Eigenschaften lassen sich die verschiedenen Projekte klassifizieren und in Projekttypen einteilen.

Damit sich das V-Modell einfach und ohne großen Aufwand einsetzen lässt, werden für die verschiedenen Projekttypen Ablaufrahmen, die so genannten Projektdurchführungsstrategien, vordefiniert. Dabei ist für jeden Projekttyp festgelegt, welche Vorgehensbausteine in der entsprechenden Projektkonstellation zum Einsatz kommen müssen und welche zusätzlich ausgewählt werden können.

Ein Vorgehensbaustein deckt eine konkrete Aufgabenstellung ab, die im Rahmen eines V-Modell-Projektes auftreten kann. Festgelegt werden dabei die innerhalb dieser Aufgabenstellung zu erarbeitenden Produkte, die Aktivitäten, durch welche die einzelnen Produkte erstellt werden, sowie die an den einzelnen Produkten mitwirkenden Rollen. Die einzelnen Vorgehensbausteine sind dabei jeweils in sich abgeschlossen. Abhängigkeiten und Querbeziehungen zwischen den Vorgehensbausteinen sind explizit definiert.

Der Projekttyp legt nicht nur die zu verwendenden Vorgehensbausteine, sondern auch die anzuwendende Projektdurchführungsstrategie fest. Eine Projektdurchführungsstrategie korrespondiert mit einer Folge von Entscheidungspunkten. Ein Entscheidungspunkt weist eine Projektfortschrittsstufe im Projektablauf aus, an welcher der aktuelle Stand des Projektes evaluiert wird. Die Projektverantwortlichen entscheiden, abhängig von dem Ergebnis dieser Evaluation, über den weiteren Projektverlauf und legen gegebenenfalls erforderliche korrigierende Maßnahmen fest.

Einige Vorgehensbausteine und Entscheidungspunkte müssen in jedem V-Modell-konformen Projekt angewendet werden, um ein Mindestmaß an Projektdurchführungsqualität zu gewährleisten. Diese verbindlich anzuwendenden Vorgehensbausteine und Entscheidungspunkte bilden zusammen den V-Modell-Kern.

Im vorliegenden Dokument Grundlagen des V-Modells ist beschrieben, wie die Vorgaben des V-Modells innerhalb eines Projektes umzusetzen sind. Dabei werden neben den unterstützenden organisatorischen Aspekten auch die Erfüllung der eigentlichen Projektaufgabe abgedeckt.

Abbildung 2: Gesamtstruktur und sichtenbasierte Darstellung des V-Modells

Die bisher beschriebenen Elemente stellen die eigentlichen Inhalte des V-Modells dar. Ergänzt werden diese Inhalte durch so genannte Konventionsabbildungen. Eine Konventionsabbildung setzt die Begriffe eines (Quasi-)Standards, einer Norm oder einer Vorschrift mit den Inhalten des V-Modells in Beziehung. Beispielsweise umfassen die Konventionsabbildungen die CMMI®-Abbildung und die ISO 15288-Abbildung auf das V-Modell. Denjenigen Anwendern, die ihre Projekte bisher nach anderen Vorschriften, Verfahren oder Standards abgewickelt haben, wird durch diese Konventionsabbildungen der Umstieg auf das V-Modell erleichtert.

Im Laufe eines Projektes befassen sich unterschiedliche Personen und Personengruppen mit den einzelnen Inhalten des V-Modells. So steht beispielsweise zu Beginn eines Projektes für die Projektleitung die projektspezifische Anpassung des V-Modells im Vordergrund. Während des späteren Projektverlaufes fokussieren die Projektleitung und das Projektteam dagegen die konkrete Vorgehensweise und die jeweils anstehenden Einzelaufgaben. Für die Qualitätssicherung wiederum sind die vom V-Modell gestellten Anforderungen an zu überprüfende Produkte essenziell.

Jede dieser V-Modell-Anwendergruppen hat also eine andere Sichtweise auf die Inhalte des V-Modells. Um den spezifischen Bedürfnissen der einzelnen Anwendergruppen gerecht zu werden, ist die Dokumentation des V-Modells in einzelne V-Modell-Referenzen gegliedert, welche genau diesen Sichtweisen entsprechen. So beschreibt beispielsweise die V-Modell-Referenz Tailoring speziell die Erstellung eines projektspezifischen V-Modells. Die Inhalte der einzelnen V-Modell-Referenzen wurden bereits in Kapitel Zielsetzung und Aufbau des V-Modells kurz vorgestellt.

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