Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle

Nach dem V-Modell werden im Rahmen der Systementwicklung mindestens zwei V-Modell-Projekte durchgeführt: Systementwicklungsprojekt eines Auftraggebers und Systementwicklungsprojekt eines Auftragnehmers. Für diese unterschiedlichen Projekttypen stellt das V-Modell jeweils speziell angepasste Projektdurchführungsstrategien zur Verfügung (siehe Abschnitt Projektdurchführungsstrategien). Abbildung 15 zeigt zwei dieser unterschiedlichen Projektdurchführungsstrategien und die Abfolge der zugehörigen Entscheidungspunkte anhand eines Beispiels.

Das V-Modell beschreibt dabei explizit die Schnittstelle zwischen V-Modell-Projekten des Auftraggebers und des Auftragnehmers. Ein Schnittstellenprodukt, das außerhalb des eigentlich betrachteten V-Modell-Projektes entsteht, wird im V-Modell als externes Produkt bezeichnet. Abbildung 15 zeigt die Schnittstellenprodukte, die zwischen dem V-Modell-Projekt des Auftraggebers und dem des Auftragnehmers ausgetauscht werden.

Das V-Modell-Projekt des Auftraggebers erarbeitet eine Ausschreibung. Diese Ausschreibung enthält die zuvor erstellten Anforderungen (Lastenheft) und macht zudem Vorgaben für das Projekthandbuch des Auftragnehmers. Auf der Basis der Ausschreibung erstellt das V-Modell-Projekt des potenziellen Auftragnehmers ein Angebot. Dieses Angebot enthält bereits die angebots- und vertragsrelevanten Teile des Projekthandbuches sowie des QS-Handbuches des potenziellen Auftragnehmers. Stimmt der Auftraggeber dem Angebot zu, wird zwischen den Vertragspartnern ein Vertrag geschlossen.

Durch die Projektstatusberichte wird der Auftraggeber über Projektfortschritt, Projektplanung, Projektsteuerungsmaßnahmen, Qualitätssicherung und Problem- und Änderungslisten informiert. Zur direkten Abstimmung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer sollte der Auftraggeber zusätzlich sowohl im Lenkungsausschuss als auch in der Änderungssteuerungsgruppe (Change Control Board) entsprechend vertreten sein.

Das V-Modell-Projekt des Auftragnehmers übermittelt Zwischen- und Endprodukte in Form von Lieferungen an den Auftraggeber. Über die Abnahmeerklärung gibt das V-Modell-Projekt des Auftraggebers daraufhin entsprechende Rückmeldungen zu diesen erbrachten Zwischen- und Endlieferungen.

Ein Auftragnehmer kann selbst als Auftraggeber gegenüber einem Unterauftragnehmer auftreten. Dabei werden auch die Projekte des Unterauftraggebers und des Unterauftragnehmers gemäß dem V-Modell abgewickelt und durch die oben beschriebene Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle miteinander verbunden.

Ab einer gewissen Größe des Systementwicklungsprojektes des Auftraggebers muss das Projekt in entsprechende Teilprojekte unterteilt werden. Selbst wenn diese Projekte innerhalb eines Unternehmens durchgeführt werden, sollte diese Aufteilung ebenfalls entsprechend der beschriebenen Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle abgewickelt werden. Nur so ist es möglich, die notwendige Koordination und Abstimmung zwischen den Projekten angemessen zu kontrollieren und gegebenenfalls steuernd einzugreifen.

Abbildung 15: Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer

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